Es waren eindrucksvolle Zahlen, die Freisings Stadtbrandinspektor Oliver Sturde am Freitagabend bei der Dienstversammlung der Domstadt-Feuerwehr präsentiert. Die 224 Aktiven rückten im Jahr 2024 insgesamt zu 641 Einsätzen aus – knapp zwei pro Tag und alles ehrenamtlich. Mehr als 60 Menschen konnten so gerettet werden.
„Der Klimawandel zeigt seine Krallen“ zitierte Sturde aus einem Bericht der Versicherung Munich Re, denn auch im abgelaufenen Jahr sorgten Hochwasser- und Sturmeinsätze für viel Arbeit (gut ein Fünftel aller Alarme) bei den Freisinger Feuerwehrleuten – und dabei kam das Stadtgebiet im Juni-Hochwasser noch verhältnismäßig glimpflich davon. Besonders in Erinnerung blieben zwei herausfordernde Brandeinsätze: bei Wohnungsbränden im Februar (Bourdonstraße) und Mai (Rotkreuzstraße) war das ganze Können der Ehrenamtlichen gefordert. Stolz zeigte sich Kommandant Sturde, dass beim zweiten Einsatz ein Helfer aus den eigenen Reihen zum Lebensretter wurde. Feuerwehrmann Malte Behrmann war privat vor Ort und konnte mit einer Leiter mehrere Menschen aus höchster Gefahr retten. Behrmann wurde dafür erst kürzlich von der Stadt Freising ausgezeichnet. Dafür gabs auch aus den Reihen der Versammlung extra Applaus. Weniger erfreut äußerte sich Sturde über die Entwicklung, dass von diesen Bränden eine Vielzahl von Videos kursierten, die zum Teil noch vor dem Eintreffen der Feuerwehr von Schaulustigen angefertigt und in die sozialen Medien hochgeladen wurden. „Lieber Handy-Videos machen als den Notruf wählen“ – dieser Trend mache ihm Sorgen, so Sturde.
Jahresbericht 2024
Interessiert an Zahlen und Fakten rund um unsere Feuerwehr? In unserem Jahresbericht finden Sie nicht nur aktuelle statistische Daten, sondern auch alles andere, was sonst so im abgelaufenen Jahr bei uns los war!

Mehr Unterstützung von der Stadt gefordert

Mehr Unterstützung forderte der Kommandant von der Stadtverwaltung. Da sind einerseits die „unbeliebtesten Ereignisse für eine Hilfsorganisation“ – die weiterhin hohe Zahl an Fehlalarmen (118). Häufig verursacht durch schlecht gewartete Brandmeldeanlagen oder ungenügende Prozesse in Betrieben. Hier müsse die Verwaltung passende Werkzeuge wie eine praxisgerechte Kostensatzung finden, um die Zahlen endlich zu reduzieren, richtete Sturde einen deutlichen Appell an die anwesenden Vertreter der Stadt.
Zum anderen werde dringend eine Verstärkung bei den hauptamtlichen Gerätewarten benötigt. „Als ich vor 40 Jahren bei der Feuerwehr angefangen habe, gab es drei Gerätewarte. Heute haben sich Fuhrpark und Einsatzzahlen verdoppelt, wir haben aber nur vier hauptamtliche Gerätewarte“, schilderte Sturde die wachsende Überlastung. Alleine in den letzten vier Jahren haben sich die ehrenamtlich geleisteten Dienststunden um 46% gesteigert. „Das Ehrenamt kommt an seine Grenzen“, warnte Sturde.
„Ein guter Tag für das Ehrenamt Feuerwehr in Freising“
Gute Nachrichten gab es aus Lerchenfeld zu vermelden: der Spatenstich für den Neubau der Feuerwache 2 im November 2024 war ein „guter Tag für das Ehrenamt Feuerwehr in der Stadt Freising“, freute sich Sturde. Seitdem sind die Rohbauarbeiten bereits gut vorangekommen. Der neue Stützpunkt werde nicht nur Ausgangspunkt für Einsatz- und Übungsdienst, sondern auch „ein Raum für die Pflege sozialen Gemeinschaft“, die so wichtig für die ehrenamtlichen Mitglieder sei, so Sturde.

Dass das 12-Mio.-Euro-Projekt trotz der angespannten Haushaltslage endlich realisiert wird, freute auch Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher. Er sprach seinen Dank an die weit über hundert anwesenden Feuerwehrleute aus. Um die Personalsituation bei den Gerätewarten zu verbessern, sicherte er seine Unterstützung Stellenplan zu. Eschenbacher zeigte sich beeindruckt von den Zahlen: dass ein Drittel aller Stunden alleine für die Ausbildung investiert wurden, zeigt wie gut vorbereitet und professionell aufgestellt die Freisinger Feuerwehr sei. Darüber hinaus engagiere sich die Feuerwehr aber auch immer wieder über den Einsatzdienst hinaus. Besonders würdigte er die Teilnahme und Absicherung des Festzugs beim „1300 Jahre Korbinian“-Jubiläum.
Jede dritte Einsatzstunde in Landkreis leisten die Freisinger
In seinem Grußwort hob Kreisbrandrat Manfred Danner hervor, dass 2024 rund ein Drittel aller Einsatzstunden im Landkreis allein von der Feuerwehr Freising geleistet wurde. Er betonte die gute Zusammenarbeit mit dem Kreisbrandkommando vor allem beim Hochwasser im Juni 2024 und sieht die Feuerwehr der Domstadt für die Zukunft sehr gut aufgestellt.
Vereinsvorsitzender Thilo Kachel hatte ebenfalls gute Nachrichten im Gepäck. Nachdem im Vorjahr die Spendeneinnahmen des Vereins eingebrochen waren, konnte dieser Trend gestoppt werden. Mit der „Aktion 500“, konnten einige neue fördernde Mitglieder gewonnen werden, die den Verein finanziell tatkräftig unterstützen. Beim geplanten Tag der offenen Tür am 27. April hat die Freisinger Bevölkerung wieder die Gelegenheit, ihre Feuerwehr „unter die Lupe zu nehmen“ und sich ein Bild über das ehrenamtliche Engagement der über 350 Freisinger Feuerwehrleute zu machen.
Zu guter Letzt stand noch eine außerordentliche Neuwahl an. Das Amt der Vertrauensperson für die Lerchenfelder Feuerwache 2 musste neu gewählt werden, da die bisherige Amtsinhaberin Sophia Kaufmann in das Gebiet der Feuerwache 1 umgezogen ist. Die Neubesetzung der vakanten Position verlief reibungslos. Ihr folgt Michael Besl, der mit knapp 98% die abgegebenen Stimmen ohne Gegenkandidaten gewählt wurde.

Stadtbrandinspektor Oliver Sturde, Albrecht von Fritsch (30 Jahre), Manfred Kinner (30 Jahre), Helmut Vogl (50 Jahre), Andreas Rottenkolber (30 Jahre), OB Tobias Eschenbacher, Stephan Vogl (30 Jahre), Thomas Meister (40 Jahre), Thomas Petz (30 Jahre), Stephan Speicher (20 Jahre), Stadtbrandmeister Christian Schäffler, Andreas Unger (30 Jahre)

