„Freiwillig“ – nur ein kleines Wort, aber mit großer Wirkung. Vielen Freisingern dürfte nicht bewusst sein, dass Brandbekämpfung und Gefahrenabwehr in der Domstadt 365 Tage im Jahr rund um die Uhr ausschließlich in ehrenamtlichen Händen liegen. Wie sehr dies im vergangenen Jahr gefordert hat, legte Freisings Stadtbrandinspektor Oliver Sturde am vergangenen Freitag bei der Jahreshauptversammlung seiner Feuerwehr eindrucksvoll dar.
686-mal rückten die 214 Aktiven zu Einsätzen aus – im Schnitt alle 13 Stunden ein Einsatz. Ein Jahr der Rekordwerte, das auch aufgezeigt hat, dass „die Ressourcen im Ehrenamt irgendwann begrenzt sind“, so Sturde. Die Personaldecke sei zwar deutlich über der geforderten Mindeststärke, aber der demographische Wandel und veränderte Lebensrealitäten sind Herausforderungen, denen sich Politik und Feuerwehr gemeinsam zu stellen haben. Es gelte, Motivationsanreize für den Dienst in der Feuerwehr zu bieten. Dabei machte Sturde klar, dass der Dienst in der Freiwilligen Feuerwehr kein verpasster Berufswunsch aus Kindertagen sei, sondern unentbehrliches Ehrenamt und dank Willkommenskultur und gelebter Kameradschaft vielfältig und unverändert attraktiv ist.
Sein Blick geht optimistisch in die Zukunft, auch dank der ausgezeichneten Jugendarbeit. 36 Jugendliche sind derzeit mit Feuereifer bei der Sache, acht junge Feuerwehrleute konnten so im letzten Jahr in die aktive Mannschaft übernommen werden. Gerade im Wachgebiet der Feuerwache 2 in Lerchenfeld wird aber dennoch Verstärkung gesucht. Erfreulich indes, dass dank einer Vielzahl neu ausgebildeter Kräfte die Anzahl an verfügbaren Atemschutzgeräteträgern auf über 100 gestiegen ist. Rekordverdächtig die geleisteten Stunden in der Ausbildung: von den über 27000 Stunden gesamt (+23% im Vergleich zum Vorjahr) entfielen rund zwei Drittel auf Lehrgänge, Übungen und die Jugendarbeit.
Knapp 150 Fehlalarme sorgen für Frust und Ärger
Der enorme Zuwachs bei den Einsatzzahlen ging schwerpunktmäßig auf die Vielzahl an Extremwetterereignissen 2023 zurück. Starkregen, Unwetter und das Schneechaos im Dezember sorgten für rund 200 zusätzliche Alarmierungen. Eine Zahl ärgerte Sturde aber in besonderem Maße: 149-mal handelte es sich um eine Fehlalarmierung. Unnötige Auslösungen von automatischen Brandmeldeanlagen (115x/+51%) seien das größte Ärgernis im Einsatzgeschehen. Besonders frustrierend, dass Betreiber ihre Anlagen oft nicht in Schuss halten oder unangepasstes Verhalten Fehlalarme verursacht.
Es ist angerichtet!
Stadtbrandinspektor Oliver Sturde über die bereits erfolgten Vorbereitungen des Baufelds an der Feuerwache 2
Das dringendste Feuerwehrprojekt bleibt der Neubau der Lerchenfelder Feuerwache. Mit Erleichterung haben die Kameraden den Projektbeschluss im Stadtrat verfolgt. Kommandant Sturde richtete seinen Dank an die Politik für den Rückhalt, auch in der schwierigen Haushaltssituation.
Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher skizzierte sogleich den Zeitplan für das 12 Millionen-Projekt: derzeit läuft die Vorbereitung des Bauplatzes, über den Sommer erfolgen die Ausschreibungen, bevor es im Herbst mit dem Bau beginnen kann. Für Herbst 2026 ist mit der Fertigstellung zu rechnen. Eschenbacher zeigte sich „stolz und sehr beeindruckt, dass wir in Freising eine so toll aufgestellt Feuerwehr haben.“ Vielleicht rechnen gerade deshalb viele Freisinger nicht damit, dass es ehrenamtliche Einsatzkräfte sind, weil in den Blaulichtorganisationen so professionell gearbeitet werde. Eindrucksvoll unter Beweis gestellt sei das zuletzt beim Großbrand in der Bourdonstraße geworden, so Eschenbacher.
Alle Zahlen und Fakten…
…zum Nachlesen in unserem Jahresbericht 2023.
Die schwächelnde Konjunktur macht auch vor der Vereinskasse nicht Halt
Sorge bereitete Vorsitzendem Thilo Kachel der Kassenbericht des Vereins. Schwächelnde Wirtschaft und die hohe Inflation machten der Vereinskasse zu schaffen. Die Spendenbereitschaft sei massiv zurückgegangen, die Einnahmequellen für den Verein so um über die Hälfte zurückgegangen. Man komme künftig nicht umhin, auf der Ausgabenseite genau zu überlegen, was der Feuerwehrverein finanziell in der Lage ist zu stemmen.
Sehr erfreulich hingegen ist die Entwicklung beim Spielmannszug: der Mitgliederstand ist auf 60 Musiker angewachsen. Roland Goerge wurde jüngst zum neuen Tambourmajor gewählt, Stefanie Kaiser übernimmt künftig die musikalische Leitung. Im Korbiniansjahr beteilige sich die Feuerwehr bewusst nicht mit einer eigenen Veranstaltung, um die Einsatzbereitschaft nicht zu gefährden. Dennoch sei man beim Festzug im September dabei und nehme bereits an Pfingsten mit dem frisch renovierten Feuerwehr-Bären „Florbinian“ an der Wallfahrt nach Altötting teil, so Kachel.